Nach einem überzeugenden Saisonstart ist die Elf von Trainer Dirk Wißel nach inzwischen sechs Pleiten in Folge auf den 18. Tabellenplatz abgerutscht. Mit RevierSport sprach der Erfolgscoach über die Talfahrt seines Teams.
Dirk Wißel, haben Sie nach den starken Leistungen zum Auftakt damit gerechnet, dass Ihre Mannschaft auf diese Art und Weise einbricht?
Uns war stets bewusst, dass die Regionalliga kein Ponyhof ist. Es sollte auch niemand vergessen, gegen wen wir zuletzt antreten mussten. Mit Ausnahme von Velbert hatten wir es ausschließlich mit Topteams zu tun. Ich habe damit gerechnet, dass uns gegen Wuppertal, Lotte und RWE kein Punkteregen erwarten würde. Dazu ist mittlerweile jedem unsere Heimspielproblematik bekannt.
Wirkt sich das nicht enden wollende Theater bezüglich der Stadionfrage derart negativ auf die Leistungen Ihrer Spieler aus?
Wir sind die einzige Mannschaft in dieser Liga, die bisher elf Auswärtsspiele austragen musste. Im Training spielen wir auf Kunstrasen. Demnach ist es für uns ein klarer Nachteil, wenn wir alle Meisterschaftspartien auf Rasen austragen. Allerdings ist das nicht der Hauptgrund für die zuletzt schwachen Darbietungen.
"In dieser Zeit wurden schon Kriege gewonnen"
Woran hat es aus Ihrer Sicht gelegen?
Zwei Jahre waren wir erfolgreich, weil die Mannschaft besser war als die Summe ihrer Einzelteile. Für die Regionalliga haben wir mit Sicherheit nicht die stärksten Einzelspieler. Deshalb müssen wir wieder als Team auftreten. Mittlerweile hat jeder nur Augen für sich und träumt von Angeboten anderer Vereine. Gegen Velbert war das auf dem Platz deutlich zu erkennen. In der zweiten Halbzeit sind einige bei der Ausführung eines Einwurfs fast eingeschlafen. Ich wollte den Spielern in diesen Momenten einen Thrombosestrumpf hinwerfen. In dieser Zeit wurden in der Geschichte schon Kriege gewonnen. Die Jungs sollten sich schnell wieder auf das Wesentliche konzentrieren und in sich selbst reinhören. Insbesondere von unseren Führungskräften erwarte ich viel mehr.
Wird es personelle Konsequenzen von Seiten des Trainerteams geben?
In den letzten Spielen habe ich bereits einige Änderungen vorgenommen. Einige Patronen muss ich mir für den weiteren Saisonverlauf noch aufbewahren. Die Mannschaft wird sich in dieser Woche intern zusammensetzen und einige Dinge besprechen. Manchmal sind es Selbstreinigungskräfte, die in diesen Fällen am besten wirken.
"Als würde Liechtenstein an einer WM teilnehmen"
Macht es sich mittlerweile bemerkbar, dass der FC Kray nur dreimal pro Woche trainiert, während die Konkurrenz unter professionellen Bedingungen arbeitet?
Bisher habe ich noch keine Mannschaft gesehen, die uns in Grund und Boden läuft. Es ist auch nicht so, dass meine Spieler von Krämpfen geschüttelt den Platz verlassen. Konditionell ist der Großteil der Truppe auf der Höhe. Doch auch wenn es nicht so wäre, könnten wir daran so gut wie nichts ändern, zumindest nicht mit diesem Trainerteam. Für mich und meinen Co-Trainer Lars Krüger ist der Fußball nur ein Hobby und steht nach der Familie und dem Beruf an dritter Stelle. Wir haben in der Schule zum Glück aufgepasst und können etwas mehr als singen und klatschen. Aber auf diesen Umstand haben wir den Vorstand schon vor der Spielzeit hingewiesen.
Nach dem Spiel gegen Rot-Weiss Essen haben Sie die Strukturen des Vereins kritisiert. Haben sich die Verantwortlichen daraufhin bei Ihnen beschwert?
Es hat sich bei mir niemand darüber beklagt. In diesem Klub ist jedem bewusst, wo wir herkommen. Sowohl der Verein als auch die Trainer sind nicht regionalligareif. Das muss jeder so akzeptieren. Die Regionalliga ist für den FC Kray in etwa so, als würde Liechtenstein an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Die würden dort sicher auch nicht zu den Favoriten zählen.