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Sommers und Welling im Interview

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RWO - RWE: Sommers und Welling im Interview
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Am Freitag geht es los, die Nachfrage ist riesig. Mit RW Oberhausen und RW Essen treffen zum Start der Regionalliga zwei Traditionsvereine aufeinander.

Wir nahmen das zum Anlass, uns mit den beiden Vereinsbossen Hajo Sommers (RWO) und Dr. Michael Welling (RWE) zu treffen. Nachdem Welling im Elfmeterschießen zunächst die Oberhand behielt, sprachen wir mit den beiden.

Hatten Sie schon Zeit, sich auf den Saisonstart zu freuen? Michael Welling: Ich habe richtig Bock auf die Saison. Es ist geil, gleich in Oberhausen zu starten. Hajo Sommers: Ich sehe das auch so. Ich kann die Vorbereitung nicht mehr sehen. Nach diesen fünf oder sechs Wochen muss es einfach wieder losgehen.

Herr Sommers, Sie haben den Spielern auf einer Stadtrundfahrt Oberhausen gezeigt. Gab es auch in Essen bestimmte Teambuilding-Maßnahmen?

Sommers: Ich habe mit der Mannschaft eine Stadtrundfahrt gemacht, weil wenige direkt aus Oberhausen kommen. Es ging nur darum zu zeigen, wie die Stadt aussieht. Sonst kennt man das ja: Einer hatte drei Jahre Vertrag, weiß aber immer noch nicht, wo das Rathaus ist. Ansonsten habe ich keine Lieblingsrituale in der Vorbereitung. Am liebsten ist mir, wenn die Mannschaft alleine was auf die Beine stellt. Welling: Teambuilding ist ja sowieso ein großes Wort. Die gesamte Vorbereitung ist für mich Teambuilding. Vom gemeinsamen Duschen über gemeinsames Essen oder Kinobesuche. Klassische Rituale sind bei uns nicht vorgesehen. Wir waren im Kino oder bowlen, das sollte aber normal sein und auch abseits der Vorbereitung stattfinden.

Was die Trainer angeht, haben Sie dagegen auf völlig unterschiedliche Typen gebaut. Mario Basler tritt neben dem Job bei RWO noch in der RTL-Chartshow auf und polarisiert. Waldemar Wrobel dagegen ist in der Öffentlichkeit eher ein vorsichtiger Vertreter und hält sich mit großen Sprüchen zurück.

Sommers: Ich spreche nur über Mario als Trainer. Was er sonst macht, ist seine Sache. Egal ob als Fußballexperte oder in einer Chart-Show. Das ist sein Spiel, er hat vom Verein dazu die Erlaubnis. Irgendwie muss er ja auch Geld verdienen (lacht). Sportlich haben wir uns ganz bewusst für ihn entschieden. Er ist jetzt mit uns in Liga vier geblieben. Davor Hut ab! Jetzt hat er seine erste eigene Mannschaft zusammengestellt und wir hoffen alle, dass das funktioniert. Welling: Waldemar Wrobel passt ideal zu uns. Ich würde aber nicht unterschreiben, dass er ruhiger ist. Er ist eher vulkanartig, auch wenn er in Interviews sehr besonnen wirken kann.

RevierSport hat im Vorfeld mal den Tabellenrechner benutzt. Dort wurde der WSV Meister, RWE landete auf Rang drei und RWO auf Platz fünf. Würden Sie das so unterschreiben?

Sommers: Kauf ich sofort! Welling: Weit über unserer Zielsetzung, nehme ich auch.


Das große Thema dieser Saison bei Rot-Weiss Essen ist natürlich das neue Stadion. Auch in Oberhausen gab es mal Überlegungen, das Stadion zumindest umzubauen. Schauen Sie derzeit etwas neidisch an die Hafenstraße, Herr Sommers?

Sommers: Nein, auf keinen Fall. Die Kollegen haben lange genug darum gekämpft. Wenn man die Zuschauerzahlen in Essen sieht, dann macht das auch durchaus Sinn.

Wie groß ist die Vorfreude auf das neue Stadion bei Ihnen, Herr Welling?

Welling: Wir sind glücklich, dass es nun kommt und wir sind auch demütig. Man darf nicht vergessen: Die Entscheidung des Rates der Stadt kam in einer Zeit, wo wir in Liga fünf in der Planinsolvenz steckten. Die Entscheidung hat uns damals auch viel Mut gegeben. Jetzt ziehen wir um, das ist mit sehr viel Arbeit verbunden. Es wird gerade richtig malocht, das ist geil. Und es kommt auch eine Form der Emotionalität hinzu, wenn es darum geht, in sein eigenes Stadion zu kommen. Ich bin sicher, dass unsere Fans auch dort den Mythos Hafenstraße demonstrieren werden.

Als beide Vereine noch um einen Stadionbau gekämpft haben, gab es den Vorschlag ein gemeinsames Stadion zu bauen. Ist so etwas überhaupt auch nur denkbar?

Sommers: Stimmt, das fing bei uns in der Verwaltung an. Wenn man nach dem Vernunftsprinzip arbeiten würde – was aber im Fußball ausgeschlossen ist – dann würde es sogar Sinn machen, so etwas auf der Stadtgrenze zu parken. Das Problem ist, einer ist immer der Stärkere und dann bricht so etwas schnell wieder zusammen. Welling: Ich wäre dagegen. RWO und RWE in einem Stadion, das ist weltfremd, denn Fußball ist rationalitätsfreier Raum. Das ist gut so, denn das macht das Ganze auch aus. Da wäre zu viel Vernunftsprinzip bei gewesen, das hätte der Sache nur schlecht getan. Wir hätten ein gemeinsames Trainingsgelände bauen können, wir können zusammen ein Bier trinken, aber ein Stadion wäre zu viel.


Zurück zur Regionalliga. Es gibt sechs Absteiger, der Meister steigt nicht direkt auf. Wie ist Ihre Meinung zu dieser Regelung?

Sommers: Ich finde das ärgerlich, aber das müssen wir jetzt hinnehmen. Warten wir mal ab, wie lange das so bleibt. Es ist sicher ein schönes Gefühl, wenn, wer auch immer, Erster wird und dann musst du mal eben zu den Kollegen vom Energiedrink. Das kann dann auch ins Auge gehen. Welling: Ich habe mich schon positioniert: ich finde das komplett indiskutabel! Es ist entgegen des Prinzips des Sports. Es kann sein, dass eine Mannschaft, die sonst alles zu Null gewinnt, mit zwei Unentschieden und nur einem Gegentor nicht aufsteigt. Alles wird weggefegt, aber ein Gegentor zu Hause reicht und alles ist hin. Allein die theoretische Möglichkeit ist ein Hohn. Das ist nicht zu Ende gedacht.

Ein spannendes Thema sind die Etats. Jeder zeigt auf den anderen, wenn es um die höheren Budgets geht. Wer hat denn nun mehr Geld: RWE oder RWO?

Sommers: Wir haben gesagt, was wir haben: 2,5 Millionen Gesamtetat, davon sind knapp 1,2 Millionen für die erste Elf mit allen Betreuern und Trainern. Welling: Bei 1,2 Millionen Euro hat RWO 100.000 mehr für die erste Mannschaft als wir. Es ist aber super schwierig, das genau zu beziffern. Zum Beispiel die Frage, mit welchen Prämien rechnet RWE oder RWO. Sommers: Richtig, wir haben durch den Abstieg aus dem Nichts raus plötzlich eine billigere Mannschaft gehabt, auch wenn ich daran keinen Spaß hatte. Welling: Bei uns ist es so, dass wir sicher den größeren Gesamtetat haben als Oberhausen. Vielleicht sogar den größten Etat aller Mannschaften abseits der Reserveteams. Fakt ist aber auch, dass wir im neuen Stadion immer über 7000 Fans haben werden. Dementsprechend haben und brauchen wir eine riesige Administration. Allein am Spieltag sind über 500 Leute bezahlt im Einsatz. Bei uns geht nur etwa ein Drittel für die Erste Mannschaft drauf.


Mit welchem Zuschauerschnitt plant RWE? Welling: Wir haben 6000 Fans im Schnitt einkalkuliert. Das ist vorsichtig geplant, wir werden sicher höher liegen. Wir hatten schon in Liga fünf 7000. Daher gehe ich von mehr Zuschauern im Schnitt aus. Sommers: Beim Stadion war ich nicht neidisch, bei dem Punkt schon. Das fuchst mich, diese Zahlen hätte ich auch gerne. Welling: Da sind wir auch stolz drauf. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Bei der RS-Umfrage haben uns einige Trainer als Favorit getippt. Ich denke, dass die Kulisse eher dazu führt als die Mannschaft.

Am Freitag werden sich die Fans dabei zunächst auf alkoholfreies Bier einstellen müssen. Stimmt das?

Sommers: Selbstverständlich. Bei allen Sicherheitsspielen gilt das Alkoholverbot. Welling: Bei uns kommen einige Fans mit dem Schiff. Wir von der Geschäftsstelle werden mit dem Planwagen ankommen und auf dem Hinweg sicher das eine oder andere Stauder trinken.

Bei RWO müssen die Gästefans einen Euro mehr für den Stehplatz zahlen als die Anhänger der Heimmannschaft. Warum?

Sommers: Das ist tatsächlich schon länger so. Dafür ist das Bier gleich teuer. Welling: Dann nehmen wir einen Topzuschlag, wenn RWO zu uns kommt. Ehrlich gesagt kann ich da unsere Fans verstehen, wenn sie sich verarscht vorkommen, wenn sie mehr zahlen müssen. Sommers: Das stimmt, aber zuvor habe ich mir da keinen Kopf drüber gemacht. Dann mache ich das alkoholfreie Bier 50 Cent billiger. Aber ernsthaft: Da müssen wir mal schauen, das ist nicht wirklich schön wenn ich ehrlich bin.


Wann wird es die Paarung RWO - RWE im Profibereich geben? Sommers: Ich weiß nicht, wie sich das bei uns alles entwickelt. Der Wunsch nach oben zu kommen ist bei allen Vereinen da. Kommt nächstes Jahr der Brustsponsor mit 500.000 Euro um die Ecke und wir haben wieder etwas mehr Luft, dann kann es schneller klappen. Wobei es auch dann sehr schwer wird. Welling: Schwer zu sagen. Sommers: Ich hätte eine bessere Idee, ich würde gerne Liga drei gleich überspringen, denn die ist finanziell auch nicht schön. Welling: Ich würde bei der 3. Liga nicht meckern. Sommers: Ich ja auch nicht, obwohl dort auch keine Luftsprünge drin sind. Welling: Klar ist, wir wollen alle raus aus der Regionalliga. Doch es bleibt dabei, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die sportliche Zielsetzung bestimmen. Und trotz eines großen Gesamtetats sind wir geldmäßig noch nicht in der Lage, gegen Viktoria Köln, Lotte oder Wuppertal anzustinken. Und wie wir gerade gelernt haben auch nicht gegen RWO. Das ist Fakt, was aber nicht heißt, dass man nicht auch mit einer günstigeren Truppe aufsteigen kann. RWO hat das vorgemacht, als sie von der Oberliga mit wenig Geld bis in Liga zwei aufgestiegen sind. Sommers: Es muss aber alles passen, es geht nicht nur ums Geld. Wobei ich sagen muss, dass 1,2 Millionen Euro ein höchstanständiger Etat für eine Mannschaft in der vierten Liga ist. Da kann man nicht davon reden, dass wir nichts reingesteckt haben. Nach zehn Spieltagen sehen wir, ob die oben stehen, die viel Geld reingesteckt haben oder andere Mannschaften.

Wie lauten die RWE-Ziele? Welling: Platz sieben minus X, das ist realistisch. Man muss sehen, wie andere Vereine unterwegs sind. Und danach schauen wir weiter und wollen uns erneut verbessern. Denn irgendwann wollen wir sicher rauf, was anderes kann man auch den Fans nicht erzählen. Aber die anstehende Spielzeit wird noch eine Konsolidierungs-Saison. Sommers: Für uns gilt zwölf Minus X, das ist in Ordnung. Denn bei sechs Absteigern muss man diese Teams erst einmal hinter sich lassen. Ich wäre damit zufrieden. Denn bei uns stehen 20 Mann auf dem Platz, die sich erst seit fünf Wochen kennen. Da sehe ich die ersten Spiele den einen oder anderen Super-Fehlpass kommen, weil die Laufwege noch nicht stimmen.

Gibt es irgendetwas, das Sie vom anderen Verein gerne hätten?

Sommers: Nur die Anzahl der Fans hätte ich gerne. Welling: Die Infrastruktur, gerade in der Jugend. Hier wurde trotz der zwei Abstiege viel gemacht, was bleibend ist. Bei dem Thema sind wir noch nicht da, wo Oberhausen ist.

Vor wenigen Jahren gab es das Auftaktspiel zwischen beiden Teams an der Hafenstraße, RWO gewann 4:1.

Sommers: Damals war es aber andersherum. Wir kamen von unten nach oben und danach haben wir wochenlang nichts mehr gewonnen.

RWO ist am Ende aber aufgestiegen. Sommers: Trotzdem hatten wir danach ein riesiges Loch. Was Freitag angeht: Ein Sieg wäre allein für den Dauerkartenverkauf enorm wichtig. Denn es gibt einige in Oberhausen, die sind der Meinung, dass wir danach alle Spiele verlieren dürfen. Mir würde das verziehen, wenn wir nur gegen RWE nicht verlieren. Welling: Wenn wir Freitag verlieren, danach alles gewinnen, würde ich das in Ordnung finden. Sommers: So würde ich es auch lieber sehen.

Würden Sie die Tätigkeit eines Fußballpräsidenten eigentlich weiterempfehlen? Sommers: Nein, auf keinen Fall. Kinder, passt schön in der Schule auf und macht das nie! So schnell, wie die Schmerzen von den Schulterklopfern zu denen werden, die dir eine verpassen wollen, das geht nur im Fußball.

Sie arbeiten ehrenamtlich, Her Sommers. Macht der Beruf in der bezahlten Variante mehr Spaß? Welling: Für mich ist das ein Traumjob. Es gibt viele, viele andere Dinge, an denen ich weniger Spaß hätte. Aber es gibt auch viele Dinge, wo man drüber nachdenkt, ob man das braucht. Man steht total an der Wand. Trifft einer das Tor, dann ist alles gut. Geht der Ball an den Pfosten, ist alles schlecht. In guten Zeiten wird dir auf die Schulter geklopft. In schlechten Zeiten sagen dir alle, was für ein Idiot du bist. Trotz der Nachteile würde ich es jederzeit wieder machen.

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