Eine 1:4-Auswärtsniederlage im letzten Spiel gegen den Vogelheimer SV – die Situation von Aufsteiger TSV 05 Ronsdorf in der Landesliga Niederrhein 1 liest sich auf dem ersten Blick eher schlecht.
Das ist sie aber nicht, betrachtet man die Ausbeute der vorherigen Spiele. Die Mannschaft aus dem Süden Wuppertals kassierte gegen Vogelheim gerade einmal ihre erste Niederlage der Saison. Mehr noch: Die ersten fünf Partien wurden alle gewonnen. So stehen die "Zebras" mit 15 Zählern punktgleich mit Tabellenführer Cronenberger SC und noch drei weiteren Mannschaften auf Platz vier in der Tabelle – nicht schlecht für einen Aufsteiger.
"Wir haben unsere eigenen Erwartungen übertroffen"
Die Ronsdorfer wissen schließlich wie es ist, oben mitzuspielen in der Tabelle. Überaus souverän gelang im Vorjahr der Aufstieg von der Bezirksliga Niederrhein 2 in die Landesliga. 70 Punkte und damit elf Zähler Vorsprung vor dem zweitplatzierten ASV Wuppertal, 22 Siege standen lediglich vier Niederlagen zu Buche. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Dass nun in der Landesliga an die starken Leistungen der Vorsaison angeknüpft werden konnte, damit war trotzdem nicht unbedingt zu rechen.
Der TSV ist definitiv die Überraschungsmannschaft der Liga. "Wir haben unsere eigenen Erwartungen übertroffen", betont Trainer Michele Velardi, der auf die Charakterstärke seiner Truppe verweist. "Unsere Leistungen in den ersten Spielen waren sehr überzeugend, wir haben uns unsere Punkte wirklich verdient. Trotzdem wissen das meine Jungs einzuschätzen und verlieren nicht den Blick für das Wesentliche".
Viele A-Jugendliche schlugen richtig ein
Bodenständig geht es also zu beim TSV, sind doch die Rahmenbedingungen für die erste Mannschaft nicht unbedingt die besten. Vor der Saison fand im Kader der Ronsdorfer ein Umbruch statt. Zehn Kicker, darunter auch viele Leitungsträger, haben die Mannschaft verlassen. Entsprechend umbauen musste Velardi seine Truppe in der Saisonvorbereitung. "Wir haben einige Spieler aus der A-Jugend unseres Vereins hochgezogen. Viele von ihnen sind bisher richtig eingeschlagen", freut sich der Coach. "Wir können nicht einfach Akteure von anderen Vereinen für viel Geld verpflichten. Dafür haben wir nicht die finanziellen Mittel".
In der Tat lassen sich die Ronsdorfer nicht gerade als der Krösus der Landesliga 1 bezeichnen. Die Finanzierung des neuen Kunstrasenplatzes war sehr aufwendig, da der TSV einen großen Teil der Kosten selbst stemmen musste. Folglich wurde der Etat für die Personalabteilung eingegrenzt. "Andere Klubs aus der Region haben da ganz andere Möglichkeiten, das müssen wir akzeptieren", weiß Velardi.
Beckmann als Beispiel des Konzeptes
So hat der Verein aus der Not eine Tugend gemacht und setzt auf sein Jugendkonzept – mit Erfolg, wie diese Saison erneut beweist. Ein Beispiel für diese funktionierende Talentförderung ist Björn Beckmann. Der 20-Jährige ist Stammspieler im defensiven Mittelfeld des TSV. "Ich bin seit der C-Jugend im Verein und fühle mich hier sehr wohl", erzählt er. Beckmann weiß um die Vorteile seiner langjährigen Vereinstreue. "Die Bindung zum Verein ist schon sehr stark. Du weißt nach all den Jahren einfach, wie es im Klub und gerade auch in deiner Mannschaft abläuft." Das Klima innerhalb der Mannschaft beschreibt er als sehr gut, und das nicht erst seit der jüngeren Siegesserie. "Wir haben eine super Truppe. Bei uns passt es nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich."
Trotz Umbruch und geringer finanzieller Mittel läuft es also beim TSV 05 Ronsdorf – ein Aufteiger, der die Liga aufmischt. Es spricht einiges dafür, dass das noch eine ganze Weile so bleibt.
