Es ist ein kleiner Trick, der Jahr für Jahr, besonders zum Ende der Saison, gerne angewendet wird. Die erste Mannschaft eines Vereins – nehmen wir an, sie spielt in der Landesliga – steht im Niemandsland der Tabelle, Aufstieg und Abstieg sind kein Thema mehr. Die Zweitvertretung kämpft unterdessen in der Kreisliga A gegen den Abstieg. Da stünden ihr natürlich ein paar Akteure der „Ersten“ gut zu Gesicht.
Bislang ist diesem „Aushelfen“ zumindest ein kleiner Riegel vorgeschoben, weil ein Spieler, der in der höher spielenden Mannschaft innerhalb von vier Wochen mindestens zwei Spiele absolviert hat, festgespielt ist. Dadurch darf er erst nach einer zehntägigen Pause wieder bei der Reserve mitwirken. Eine Reform des Westfälischen Fußball- und Leichtathletikverbandes (WFLV) wird diese Einschränkung schon zur kommenden Spielzeit 2011/2012 kippen. Dann wird die Sperrfrist nur noch fünf Tage dauern, was zur Folge hat, dass die Trainer im Prinzip wöchentlich entscheiden können, welche Spieler sie in welcher Mannschaft einsetzen. Zudem dürfen dann vier Spieler, von denen zwei allerdings unter 23 sein müssen, für die Reserve auflaufen. Bis jetzt sind es zwei.
Dahinter steckt die ehrenwerte Idee, die Ausbildung talentierter Nachwuchsspieler zu verbessern. Durch die neue Regelung können sie einfach zwischen den Mannschaften wechseln und drohen nicht auf der Auswechselbank der ersten Mannschaft zu versauern. Doch da die Reform eben auch bei Seniorenspielern greift, befürchten einige kleinere Vereine einen Nachteil für sich. „Es ist natürlich schwierig, wenn man gegen eine Mannschaft spielt, in der plötzlich mehrere Spieler sind, die zwei oder drei Ligen höher spielen“, weiß Alessandro Carrafiello, Trainer der SG Welper.
Sein Team spielt in der Kreisliga A 2 in Bochum und liegt im Moment auf dem dritten Tabellenplatz. In der gleichen Liga sind unter anderem die Zweitvertretungen der SG Wattenscheid 09 und von SW Wattenscheid 08 aktiv. Wenn der Spieler-Austausch vereinfacht wird, könnten diese Teams, die aktuell im Mittelfeld der Tabelle stehen, oben angreifen. „Das wird man sehen. Noch machen wir uns da keine Gedanken drüber“, erklärt Carrafiello, der schon Erfahrungen mit der Problematik hat. „Wenn man an spielfreien Wochenenden der ersten Mannschaft gegen die Reserve spielt, dann hat man die Arschkarte.“
Vereine, deren Reserven in einer Kreisliga rumdümpelt, freuen sich dagegen über die Chance, ihrem Unterbau ein wenig unter die Arme zu greifen. Und die nimmt das Angebot gerne an. „Zwei oder drei werden immer runterkommen. Dadurch wird das Niveau gewaltig gesteigert“, freut sich Manfred Stopinski, Trainer des der DJK TuS Hordel II, Spitzenreiter der Kreisliga B. „Für uns ist die Regeländerung gut.“