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VfL: Tagebuch, Tag 6
Die Tops und Flops in Side

VfL: Tagebuch, Tag sechs

In jedem Trainingslager gibt es Gewinner und Verlierer. Da hat jeder seine persönliche Liste. RevierSport hat bilanziert und ist zu folgendem Urteil gekommen.

Tops:

Auf Platz drei landete das Wetter. Obwohl es zwischenzeitlich wie aus Eimern schüttete, zeigte sich der Wettergott als echter VfL’er. Denn während der Trainingseinheiten und der Testspiele fiel nicht ein Regentropfen vom Himmel. Zwischendurch konnte man erkennen, warum dies hier eine „Sonnenregion“ ist. Platz zwei belegen die Fans des VfL Bochum. Während es rund um die Spiele einiger deutscher Mannschaften in der Türkei recht laut und zuweilen herbe zuging, zeigte sich die kleine Gemeinde als fröhliche, optimistische Botschafter ihres Klubs. Offensichtlich hatten sie eine Menge Spaß, verhielten sich rund um den Trainingsplatz vorbildlich, was selbst Friedhelm Funkel ausdrücklich lobte und sorgten beim Fanabend im 5-Sterne-Bunker „Sensimar“ für gute Laune. Klein, aber fein.

Auf Platz eins liegen die Trainingsbedingungen in der Türkei. Seit mehr als 20 Jahren begleite ich nun den VfL zwei Mal im Jahr ins Trainingslager, doch dass Trainer, Mannschaft und die fleißigen VfL-Mitarbeiter hinter den Kulissen sich so überschwänglich über ein Trainingslager geäußert haben, das gab es noch nie. Die Reiseagentur „XXL Travel“, vor Ort durch Martin Lampert repräsentiert, sorgte nicht nur dafür, dass den Spielern im Hotel jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde, sondern auch alles andere war perfekt. Zimmer prima, Essen hervorragend, dazu ein hervorragender Rasenplatz, perfekte Spielorganisation – sechs Sterne für „XXL Travel“ und das Trainingslager-Paradies an der türkischen Riviera.


Flops:

Auf Platz drei: Raki und türkische Musik. Alles ist Geschmackssache, doch an den türkischen Schnaps Raki konnten sich selbst die Fans nur recht mühsam gewöhnen. Ein Kollege drohte an diesem Getränk sogar fast zu erblinden. Wenn man die Musik eines Landes kennt, soll man daraus viel über das Land erfahren. Ich habe bei diesem „Genuss“ wirklich nichts verstanden. Ob Heino oder Jürgen Drews in Deutschland – das ist schon Strafe. Doch türkische Musik ist leider für unsere Ohren zuweilen Folter.

Auf Platz zwei: Sportpsychologe Martin Meichelbeck (Greuther Fürth). Ach, Martin, warte doch erst einmal ab. Nach dem Testspielsieg gegen deinen Ex-Klub VfL hast du bei deiner Mannschaft viel Substanz entdeckt und gleichzeitig festgestellt, dass du diese beim VfL nicht gesehen hast. Spätestens beim Rückspiel werden dir die Jungs um Christoph Dabrowski dir diesen Satz um die Ohren hauen. Schon jetzt freuen sich alle auf das Rückspiel in Fürth.

Platz eins: Überwinternde Rentner an der Riviera. Es ist ja auch wirklich ein Kreuz gleich drei Monate lang bei doch recht kühlen Temperaturen an der türkischen Riviera zu überwintern. Verhält sich auch das Gros zurückhaltend und freundlich, so scheren einige Sonderlinge, die offensichtlich auch in der Heimat nicht zurecht kommen würden, merklich aus. Es ist aber auch ein Kreuz, wenn bei 400 Restaurantplätzen, die zu 90 Prozent leer sind, ausgerechnet der Stammplatz besetzt ist. Wenn der Kaffee zu heiß, der Tee zu kalt und der Sauerbraten nicht so schmeckt, wie daheim. Wenn dann auch noch einmal das warme Wasser unter der Dusche nicht der Lieblingstemperatur entspricht, dann wird sich beschwert und gemeckert und auf Teufel komm raus versucht, den Aufenthaltspreis zu drücken. Ein bisschen mehr Gelassenheit stände diesen „Musterdeutschen“ gut zu Gesicht. Denn: Man ist Gast in einem fremden Land und sollte sich auch so benehmen. Und wer dann immer noch unzufrieden ist, dem gebe ich gerne einen Satz von Aufsichtsratsmitglied und Kabarettist Frank Goosen mit auf den Weg – woanders ist auch scheiße!

Anmerkung: Das Tagebuch über die Veränderungen am Mannschaftsbus und das dazugehörige Zitat von Frank Goosen zu Wochenmitte war natürlich frei erfunden. Es sollte auch nicht dazu dienen, den langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer auf die Schippe zu nehmen, sondern vielmehr bei denen, die ihm einen so unrühmlichen Abgang beschert haben, ein paar Gedanken zu wecken, dass ohne diesen Mann der VfL nicht über 40 Jahre im Profifußball zuhause gewesen wäre. Ein wenig Dankbarkeit sollte man in Zukunft dem langjährigen Boss entgegenbringen. Denn sein Name ist wie kein zweiter mit der Geschichte des VfL Bochum verknüpft. Und sicherlich wird es noch eine Ehrung geben, auch wenn sein Portrait nicht auf dem Mannschaftsbus erscheinen wird.

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