Vor ein paar Monaten galt Benedikt Höwedes noch als heißer Kandidat für die Nationalmannschaft, mittlerweile haben ihn andere Talente längst überholt. Der Innenverteidiger von Schalke 04 ist einer der wenigen aus der Goldenen Generation der U21-Europameister, die noch nicht den Sprung ins A-Team geschafft haben.
"Zu Beginn der Saison habe ich noch nicht an die Leistungen anknüpfen können, die ich in der letzten Rückrunde gezeigt habe", sagt der 22-Jährige selbstkritisch. Nachdem er die WM in Südafrika trotz einer ganz starken zweiten Saisonhälfte verpasst hatte, fiel Höwedes in ein Loch. In der fast komplett umgestellten Schalker Abwehr suchte der Youngster lange seine Form, nicht zuletzt weil sein Nebenmann Marcelo Bordon nicht mehr da war. "Ich brauchte Eingewöhnungszeit" "Natürlich hat es eine gewisse Eingewöhnungszeit gebraucht, bis die Automatismen wieder griffen", sagt der Verteidiger, der zunächst von seinem neuen Partner Christoph Metzelder nicht die erhoffte Unterstützung im Abwehrzentrum bekam. Hinzu kamen zu Saisonbeginn zwei Platzverweise, die ihn zusätzlich verunsicherten. "Das ist eine Sache, die einen jüngeren Spieler zurückwirft", gibt Höwedes zu. Er geriet ins Grübeln, die Fehler auf dem Platz häuften sich. Der Bundesliga-Fehlstart tat sein Übriges. "Er hatte das Pech, dass die Mannschaft sich und ihr Spiel gesucht hat, es ist normal, dass junge Spieler dann besondere Schwierigkeiten haben", sagt Trainer Felix Magath, der dem U21-Europameister von 2009 vor der Saison einen Stammplatz als Innenverteidiger neben Metzelder gab. "Ich bin überzeugt, dass ich die richtige Wahl getroffen habe", sagt Magath und lobt Höwedes als "Innenverteidiger, der höchsten Ansprüchen genügt". Zuletzt zeigte die Leistungskurve des 22-Jährigen deutlich nach oben. Beim 2:0 am Samstag gegen Bayern München war er nicht nur bester Feldspieler, sondern erzielte auch sein erstes Saisontor. Höwedes glaubt an alte Stärke "Ich denke, dass ich mittlerweile wieder zu alter Form gefunden habe", sagt Höwedes, die negativen Erfahrungen der vergangenen Monate haben ihn "mental stärker" werden lassen. Den Rückstand auf seine Europameister-Kollegen will er in nächster Zukunft aufholen. Denn zehn der Sieger von Malmö haben inzwischen im Team von Bundestrainer Joachim Löw debütiert, auch der Dortmunder Mats Hummels, der mit Höwedes zu U21-Zeiten ein Zimmer teilte und die vermeintliche Innenverteidigung der Zukunft bildete. Dass ausgerechnet der Schalker noch im Kreis der Neuer, Özil und Khedira fehlt, ist überraschend. Denn Höwedes galt als größtes Talent der Goldenen Generation, wurde 2007 als bester Spieler seines Jahrgangs ausgezeichnet. Doch während Manuel Neuer, Mesut Özil und Sami Khedira schon zu WM-Stars avancierten, Jerome Boateng, Andreas Beck, Dennis Aogo, Marko Marin, Gonzalo Castro, Marcel Schmelzer und eben Hummels ebenfalls den nächsten Schritt machten, fiel Höwedes zurück - doch jetzt soll es wieder aufwärts gehen.