Dem kurzfristigen Jubel einiger VfL-Mitglieder dürfte der große Kater folgen. In einer turbulenten Jahreshauptversammlung im Bochumer RuhrCongress trat am Montagabend um 23 Uhr fast der komplette gewählte Aufsichtsrat des VfL Bochum mit Werner Altegoer an der Spitze, Volker Goldmann, Gerd Kirchhoff, Heinz Hossiep, Horst Christopeit und zuletzt Dr. Klaus-Peter Schütt zurück. Zuvor war dem Aufsichtsrat die Entlastung durch die Jahreshauptversammlung verweigert worden.
Ganz offensichtlich war den rund 300 Mitgliedern, die diese Entscheidung zu verantworten hatten, nicht bewusst, dass dies im Klartext bedeutet, dass der Aufsichtsrat finanziell unseriös gewirkt hat. Geradezu grotesk wirkt es, dass zuvor Finanzvorstand Ansgar Schwenken verkündete, dass der Verein nach einem Gewinn von ca. 200.000 Euro in der letzten Saison erstmals in der Bundesligageschichte schuldenfrei war. Welche Auswirkungen die Rücktrittswelle für den Club hat, ist noch unklar. Zumal mit dem am Montagabend gewählten Frank Goosen derzeit nur ein gewähltes Mitglied zum Aufsichtsrat gehört.
"Teppich unter den Füßen weggezogen"
Der Fan-Vertreter Axel Treffner zählt auch dazu, ebenso die gestern ernannten Bernd Wilmert (Stadtwerke Bochum) und Hans-Peter Villis (Vorstand EnBW). Ob Letztere nach der turbulenten und zum Teil skandalösen Jahreshauptversammlung überhaupt noch Lust verspüren, ihre Arbeit aufzunehmen, steht in den Sternen. Goosen, Kabarettist und neues Aufsichtsratsmitglied, zeigte sich schon während der Sitzung schockiert: „Hier ist dem Verein der Teppich unter den Füßen weggezogen worden.“
Wie es beim VfL weitergeht, weiß zur Stunde niemand. Fakt ist: RevierSport bestätigten die Zurückgetretenen, dass ihr Entschluss endgültig ist. Und damit steht fest, dass das sportliche Problem das derzeit kleinste an der Castroper Straße ist. Allein die Außendarstellung dürfte jeden Interessenten für ein Amt im Klub ebenso abschrecken wie Sponsoren, die keine Lust haben, ihr Geld in einen Chaosklub zu stecken. Denn so präsentierten sich die Vereinsmitglieder am Montagabend.
Somit dürfte der 4. Oktober irgendwann als der schwärzeste Abend der Vereinsgeschichte in die Annalen eingehen. Die sogenannte Opposition um die Gruppe „Wir sind VfL“ zeigte sich selbst geschockt, hat weder personelle Alternativen noch Sponsoren, noch Ideen, um den Verein wieder auf Kurs zu bringen.
Aufatmen bei der VfL-Gemeinde
Gegen Dienstagmittag dann plötzlich Aufatmen bei der VfL-Gemeinde. Nach RS-Informationen ist der Rücktritt der sechs Aufsichtsratsmitglieder zwar beschlossene Sache, doch bleibt das Sextett so lange im Amt, bis der neu zu wählende Aufsichtsrat seinen Dienst antritt. Damit ist zumindest gewährleistet, dass der VfL neben der derzeitigen sportlichen Schieflage nicht auch in eine wirtschaftliche gerät.