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1. FC Kaan-Marienborn
"Didi" Schacht über Kühe und Vorbilder

Kaan-Marienborn: Von Kühen und Vorbildern

Dietmar Schacht muss schmunzeln: „Ich glaube, viele haben eine falsche Vorstellung von Kaan-Marienborn.“ Kühe hat er beim Training nämlich noch keine gesehen.

„Kaan-Marienborn ist ein Stadtteil von Siegen, liegt etwas außerhalb der Stadt und ist natürlich schon etwas ländlich geprägt.“ Zwei weitere Dinge prägen den 3000-Seelen-Ort, das eine ist die Maschinenfabrik Herkules, das andere der 1. FC Kaan Marienborn. Die „07“, die sich an den Vereinsnamen anschließt, führt nicht weit in die Vergangenheit zurück. „Den Verein gibt es erst seit 2007“, weiß Schacht, den alle (auch er sich selbst) nur „Didi“ nennen, zu berichten.

Schacht ist hauptamtlicher Trainer und Sportlicher Leiter

Der Klub hat eine kurze, aber umso steilere Karriere hingelegt, nach der Landesliga-Meisterschaft geht es also nun auf Westfalenliga-Niveau um Tore und Punkte. „Der Aufstieg war für mich auch die Bedingung hier anzufangen“, blickt Schacht auf die Verhandlungen im Frühjahr zurück.

Schachts Profi-Karriere Didi Schacht (* 28. September 1962 in Duisburg) startete 1981 beim MSV Duisburg, mit dem er 1982 aus der Bundesliga abstieg. Bis 1985 blieb er in Duisburg, bevor er nach einem Intermezzo beim südkoreanischen Team POSCO Atoms (Herbst 1985) im Jahrestakt zu Tennis Borussia Berlin, Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen ging. 1989 wechselte er zusammen mit Trainer Peter Neururer zum FC Schalke. Dort wurde er zunächst zum Publikumsliebling und später zum Mannschaftskapitän; 1991 wählten ihn die Fans zum „beliebtesten Spieler der Saison“, nachdem der Mannschaft der Aufstieg in die Bundesliga gelungen war. Da bei ihm Arthrose diagnostiziert wurde, musste Schacht seine Karriere nach der Saison 1991/92 beenden. Insgesamt bestritt er 22 Bundesligaspiele (kein Tor) sowie 228 partien (19 Treffer).

Aber wie kommt ein Ex-Profi wie er überhaupt dazu, einen Amateurklub in der Provinz zu übernehmen? „Der Kontakt kam über meinen alten Weggefährten Pierre Littbarski zustande“, erklärt der 47-Jährige. „Der ehemalige Pressesprecher der Sportfreunde Siegen war zum 1. FC Kaan-Marienborn gewechselt, er hat einen guten Draht zu Litti und hat mich ins Gespräch gebracht.“

Nachdem die Verantwortlichen der 07er Schacht klar gemacht hatten, welche Ambitionen der Verein hat und wie seine Arbeit aussehen soll, wurde man sich einig. „Ich habe hier die Möglichkeit, hauptamtlich als alleinverantwortlicher Trainer und Sportlicher Leiter zu arbeiten. Das ist ein Full-Time-Job.“ Der ehemalige Schalker Publikumsliebling mit dem markanten Kahlschädel kümmert sich außerdem um den Nachwuchsbereich und hat nicht von ungefähr auch eine Fußballschule in der Vorbereitungszeit initiiert.

Nicht nur den Trainer-, sondern auch den Manager-Job übernehmen zu dürfen, war ein zusätzlicher Anreiz, bei den Siegerländern zu unterschreiben. „Man kann seine Vorstellungen da noch besser umsetzen“, freut sich Schacht, der auch den mittlerweile zum Klischee verkommenen Vergleich mit Felix Magath nicht verschmäht: „Magath sollte für die ganze Zunft ein Vorbild sein“, ist die Meinung des Ex-Königsblauen.

"Ein kleiner Kulturschock war es schon"

Der gebürtige Duisburger hat aber nicht nur seinen Arbeits-, sondern auch seinen Lebensmittelpunkt in den südöstlichen Zipfel von NRW verlegt und ist in das Siegerland gezogen. Als Junge des Ruhrgebiets muss er indes zugeben, dass er sich angesichts der herrschenden Mentalität in der neuen Heimat etwas umstellen musste: „Ein kleiner Kulturschock war es schon. Wir Ruhris sind ja ein Volk für sich, die Leute hier ticken schon ein bisschen anders, sind etwas verschlossener. Aber ich bin ja schon ganz schön herumgekommen, da fällt es einem leicht sich darauf einzustellen.“

Didi Schacht als Co-Trainer des MSV Duisburg (Foto: firo).

Schließlich war Schacht nach Engagements im Frauenfußball unter anderem Co-Trainer von Littbarski in Liechtenstein. Nach dem Intermezzo beim FC Vaduz ist er aber nun froh, zumindest für 13 Auswärtsspiele wieder ins Ruhrgebiet zurückzukehren. „Das war auch der große Reiz an dem Job. Die Westfalenliga 2 ist für mich auf dem Niveau die stärkste Liga. Ich freue mich schon darauf, alte Bekannte wieder zu treffen, zum Beispiel Christoph Schlebach, Klaus Berge oder auch einen alten Haudegen wie Lothar Huber.“

Vielleicht kann sich der „aufmerksame RevierSport-Leser“ so sogar für einen Job im „Pott“ empfehhlen - verhehlen will Schacht dieses Ziel nicht. Aber erst einmal geht es darum mit Kaan-Marienborn für Furore zu sorgen. Womit wir auch beim Fußball, den der Liga-Neuling spielen will, wären: „In der Westfalenliga müssen wir höllisch aufpassen, nicht ins offene Messer zu laufen. Das ist etwas anderes als in der Landesliga“, glaubt der 228fache Zweitliga-Akteur, aber: „Ich war früher selbst Abwehrspieler, lege also großen Wert auf die Defensive - oder meinetwegen auf kontrollierte Offensive, um es mit Otto Rehhagel zu sagen. Die Ordnung darf nie aufgegeben werden, sonst wird das knallhart bestraft.“

„Für die Landesliga war die Mannschaft einfach zu gut“

Im Kreispokal-Finale gegen die Sportfreunde Siegen bekam Schachts Team eine Lehrstunde erteilt: Mit 0:5 gingen die Käner baden. „Dieser Dämpfer war gut, um alle wieder auf den Teppich zu holen, die Mannschaft hatte ja ewig nicht mehr verloren.“ Und prompt machte sie es im Test gegen den ZFC Meuselwitz besser. Dem Regionalligisten trotzte man ein 1:1 ab.

Ein mehrtägiges Trainingslager in Thüringen mag wieder als Ausweis der eigenen Ambitionen gelten, der Durchmarsch ist im Breitenbachtal aber (noch) kein Thema. „Für die Landesliga war die Mannschaft zu gut. Aber jetzt muss jedes Wochenende alles abgerufen werden, um Erfolg zu haben. In der ersten Saison ist nur der Klassenerhalt das Ziel, ehe wir im nächsten Jahr oben angreifen wollen.“

Fußball und Arbeit vereint

Und wieder hat Schacht ein Vorbild im Sinn: „Germania Windeck hat gezeigt wie es geht. In kurzer Zeit ist dort etwas Großes entstanden.“ Und wie bei den ehemaligen Dattenfeldern geht es nicht ohne einen potenten Geldgeber im Hintergrund; hier kommen die Herkules-Werke ins Spiel: Mäzen des 1. FCK ist Christoph Thoma, der Vorstandsvorsitzende des Maschinenbau-Unternehmens. Er bietet den Kickern einen Job, sei es als Angestellter oder Auszubildener in einem dualen Studium.

Was Thoma weiß, werden die Gäste noch kennenlernen: Im Siegerland ist man gastfreundlich. „Auf dem Weg zu uns gibt es eine Menge Grün zu sehen, aber wir haben einen schönen Kunstrasenplatz und die Bratwurst und die Pommes schmecken hier auch“, macht Schacht den Revierklubs die Reise in das Doppeldorf schmackhaft - auch wenn er „die Punkte doch behalten will.“ Und mit Kühen kann er auch nicht dienen...

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