Nach der Insolvenz wird es mal wieder deutlich: Rot-Weiss Essen ist längst ein Politikum. Gerade erst hatte der harte Kurs des Oberbürgermeisters Reinhard Paß gegenüber dem Ex-Regionalligisten für Irritationen innerhalb der verschiedenen Ratsfraktionen gesorgt. Nun eröffnet der Verwaltungsrat gleich das nächste Diskussionsfeld. Offenbar muss RWE nach dem Zwangsabstieg nun auch noch um den Standort Hafenstraße bangen.
Zwar hat die SPD-Ratsfraktion klargemacht, dass ein Stadionbau unabhängig von der Ligenzugehörigkeit nötig sei, allerdings könnte die Arena möglicherweise nicht in Bergeborbeck entstehen. Essens Planungsdezernent Hans-Jürgen Best soll bis Anfang Juli mögliche Alternativen zum Standort Hafenstraße auftun. Im Gespräch ist das Gelände "Am Turmfeld" an der Universität oder am neu entstandenen Kruppgürtel (Bottroper Straße).
Eine mittelschwere Überraschung, schließlich sieht der noch immer gültige Ratsbeschluss vor, dass an der Hafenstraße gebaut wird. Zudem laufen die Arbeiten und Ausschreibungen für das Stadionprojekt am Georg-Melches-Stadion. Bei den verschiedenen Ratsfraktionen sorgten diese Pläne für wenig Verblüffung. Thomas Kufen, Vorsitzender der CDU-Fraktion, und Hiltrud Schmutzler-Jäger, Vorsitzende der GRÜNEN-Fraktion, gaben in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt: "Wir sind Stadtkämmerer Hans-Martin Klieve ausgesprochen dankbar, dass er die Katze aus dem Sack gelassen hat. Nachdem SPD-OB Reinhard Paß schon den Traditionsverein Rot-Weiss Essen beim Lizenzverfahren hat hängen lassen, will er jetzt auch den Stadionneubau mittels neuer Prüfaufträge auf die lange Bank schieben." Zudem seien längst alle möglichen Standorte für eine Arena geprüft worden und die Hafenstraße habe sich stets als geeigneter Ort erwiesen.
Doch was soll dann der neuerliche Kurswechsel? "Ein neues Prüfverfahren würde den Stadionneubau verzögern, Ausschreibungsfristen verstreichen lassen", heißt es in der Erklärung. FDP-Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß befürchtet, dass sich der Bau an anderer Stelle schier endlos in die Länge ziehen könnte: "Man müsste bei vorsichtiger Schätzung von fünf bis sieben Jahren Planung und einigen Jahren Bauzeit ausgehen", sagt Schöneweiß und erkennt darin "weitere Spielchen" von Paß: „Der OB versucht lediglich, seine Verweigerungshaltung durch taktische Maßnahmen zu verschleiern und gefährdet damit den Sportstandort Essen“
Mehr nach dem Geschmack des Vereins dürfte da schon der Kompromissvorschlag der Linken sein, schnellstmöglich eine neue Tribüne hochzuziehen. Mit möglichem sportlichen Erfolg könne dann schrittweise der weitere Ausbau des Stadions folgen, heißt es in einer Erklärung der Fraktion.