Der Ukrainer hatte von 1998 bis 2000 an der Hafenstraße angeheuert. In den zwei Jahren erzielte der Abwehrspieler nur ein Tor für RWE, doch dieser Treffer war Gold wert. Denn „Igooorrr“, wie ihn einst die Fans an der Hafenstraße angepeitscht hatten, war es, der RWE im Spiel bei Preussen Köln zum Sieg geköpft hatte und den Wiederaufstieg in die damalige Regionalliga West/Südwest unter Dach und Fach brachte.
Von diesem Tag an hatte der im ukrainischen Fastow geborene 1,86-Meter-Mann einen Platz in der RWE-Historie sicher. Mit RS sprach Denysiuk über seine RWE-Zeit, das besondere Verhältnis zu den Fans, seinen Freund Andrej Voronin sowie seine Geschäfte im Pferdesport.
Igor Denysiuk, Sie sind 1998 über Magdeburg und den FC Remscheid nach Essen gekommen. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Der FC Remscheid war pleite. Wir haben im Bergischen Land kein Geld mehr bekommen. Doch ich habe beim FCR immer meine Leistung gebracht. Zudem wurde ich von RevierSport noch in die Regionalliga-“Elf des Jahres“ gewählt. Also konnte ich im Endeffekt durch gute Kontakte, aber auch Dank ordentlicher Leistungen zu RWE wechseln.
2006 feierte "Opa Igor" den Niederrheinliga-Aufstieg mit der U-23-Mannschaft der Rot-Weissen. Hier mit dem damaligen RWE-Präsidenten Rolf Hempelmann (Foto: privat).
Wenn man vom Remscheider Röntgen-Stadion ins Essener Georg-Melches Stadion wechselt, dann ist der Unterschied schon riesig, oder?
Natürlich, die beiden Klubs kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen. Doch ich muss betonen, dass die Remscheider Zeit auch wunderschön war. Bis heute habe ich noch Freunde in Remscheid. Zudem kann ich mich noch genau erinnern, als wir in der Spielzeit 2008/2009 mit dem FC Kray beim FCR 1:0 – in Remscheids Landesliga-Aufstiegssaison – gewonnen haben und ich das Siegtor erzielte. Ich konnte mich darüber nicht freuen, denn Remscheid liegt mir immer noch am Herzen.
Und was für Erinnerungen haben Sie an Rot-Weiss Essen?
In RWE habe ich mich verliebt. Der Klub, die Stadt und als i-Tüpfelchen die unglaublichen Fans, alles war gigantisch. Deshalb lebe ich noch bis heute in Essen. Es ist meine Heimat geworden. Hier kam meine Tochter zur Welt. Sportlich gesehen war der Regionalliga- Aufstieg wunderschön. Ich durfte noch das Tor erzielen, dass werde ich nie vergessen. Doch wir mussten auch aufsteigen. Wir hatten in der Oberliga 34 Heimspiele, denn unsere Anhänger haben jedes Auswärtsmatch zu einer Heimpartie gemacht. Besonders gerne erinnere ich mich an die drei „dicken Trommler“ von der Nordtribüne. Mit denen habe ich mich immer gerne unterhalten und wir haben viel gelacht. Wunderbare Menschen. Sie waren immer zusammen und jeder von ihnen ein paar Kilo schwerer. Sie waren meine persönlichen “Igor Denysiuk-Fans“. Zudem denke ich gerne an unsere Betreuer Hermann Pickenäcker und Günter Barchfeld zurück, die waren immer für uns da.
Verfolgen Sie heute noch die Geschehnisse um den Klub?
Ich fiebere mit dem Verein mit. Und wenn ich die aktuelle Lage betrachte, dann blutet mir das Herz. Schade, dass so ein großer Klub, da unten rumgurken muss. Vielleicht sollte der Verein mehr ehemalige echte Rot-Weisse in die Klubführung integrieren. Denn ein Dirk „Putsche“ Helmig, Frank „Frankie“ Kurth oder Willi „Ente Lippens“ lieben und leben Rot-Weiss Essen, aber dürfen nicht helfen. Im Hintergrund sollten Leute eingebunden werden, die sich zu 110 Prozent mit RWE identifizieren. Ich kann den besten Fans in ganz Deutschland nur die Rückkehr in den bezahlten Fußball in einem neuen Stadion wünschen, wenn es jemand verdient hat, dann die RWE-Fans.
Im Profifußball ist Ihr Landsmann Andrej Voronin ein Star. Haben Sie vielleicht durch den damaligen gemeinsamen Berater noch Kontakt zueinander?
Andrej ist ein guter Freund von mir. Wir telefonieren oft miteinander. Zudem hat er mir immer Fußballschuhe geschickt. Ich hoffe, dass mich die neusten Treter von Adidas ein bisschen schneller machen. Denn ich würde mich gerne nach den Aufstiegsfeiern mit dem 1. FC Magdeburg, mit RWE zur Regionalliga und der RWE-U-23 zur Verbandsliga, noch zum Schluss mit einem Aufstieg mit dem FC Kray von der Essener Fußballbühne verabschieden.
Sie spielen beim Landesligisten FC Kray. Womit verdienen Sie Ihre Brötchen heute?
Ich bin ein selbstständiger Vermittler im Bereich des Pferdesports. Bei mir kann man alles rund um den Pferdesport erwerben. Das Geschäft ist sehr hart, jedoch kann man davon gut leben. Ich muss sagen, dass ich in dieser Branche meine Berufung gefunden habe. Diese Tiere sind für mich faszinierende Geschöpfe. Nach meiner aktiven Fußball-Laufbahn könnte ich mir ein Engagement als Trainer im Essener Amateurbereich vorstellen. Denn ohne Fußball geht es bei mir nicht.