Erinnert sich noch jemand? Zu Beginn dieser Saison plagte sich Rot-Weiss Essen mit einer unsäglichen Auswärtsserie herum. 345 Tage hatte der Regionalligist in der Fremde nicht mehr gewonnen, ehe beim 3:0 in Verl der Bann gebrochen wurde. Gut vier Monate später haben sich die Vorlieben der Rot-Weissen beinahe ins Gegenteil gekehrt. Plötzlich läuft es auf fremdem Platz sogar besser als daheim. Ein Blick auf die Auswärtstabelle verblüfft dennoch. In dieser Disziplin ist Rot-Weiss Essen tatsächlich Zweiter. Vor heimischem Publikum sind hingegen nur der Bonner SC und Wormatia Worms schlechter.
Das ist dem Trainerteam nicht verborgen geblieben und sollte ihm zu denken geben. Allein psychologisch begründen mag die Krasse Differenz trotzdem keiner. Vielmehr sieht Uwe Erkenbrecher die taktische Ausrichtung ursächlich für die zwei Gesichter: „Die Mannschaft tut sich im 4-2-3-1 aus einer kompakten Defensive heraus etwas leichter. Und dieses System bietet sich auswärts etwas eher an.“
Also wird sich am Sonntag bei der nächsten Reise an den Kaiserslauterer Betzenberg wohl wenig an der Grundausrichtung ändern. Wenngleich sich Sebastian Stachnik in Mainz vorsichtig als Ergänzung zum derzeit beinahe unersetzlichen Sascha Mölders und als mögliche zweite Spitze empfahl. „Als Einwechsler hat er überzeugt, aber von Anfang an tut er sich schwer“, schränkt Erkenbrecher ein. Auch, weil die Rolle des Ex-Kaiserslauterers an Mölders vergeben ist. Auf dem Flügel oder als zweite Spitze muss er sich noch einfinden. Ein Startplatz bei seinen ehemaligen Teamkollegen ist ihm also trotz seines Treffers nicht gewiss. Gleichwohl wollen die Rot-Weissen vor der Pause nachlegen. „Mit jedem Erfolg, den wir noch einfahren, wird die Vorbereitung auf die Restserie einfacher“, glaubt Ralf Aussem.
Ralf Aussem (Foto: mmb).
Und die Vorzeichen sind alles andere als betrüblich. Denn die „Roten Teufel“ können in das Klagelied der Rot-Weissen einstimmen. Zuhause läuft es noch nicht rund. Die Pfälzer haben erst mickrige zwei Siege einfahren können, genauso wenig wie die auswärtsstarken Essener. Davon will sich Aussem aber nicht blenden lassen: „Die erste Mannschaft spielt bereits am Freitag und in der nächsten Woche erst montags, daher sollten wir erstmal abwarten, wen sie alles runterschicken.“ Zudem müssen die RWE-Kicker die 320 Kilometer Anreise wegstecken. Denn der Essener Tross wird erst am Sonntagmorgen an der Hafenstraße vom Hof rollen. Die neuen Sparzwänge machen‘s nötig. In Mainz hat es aber auch so schon ganz gut geklappt. Erkenbrecher nimmt die Umstände mit Gleichmut hin: „Das ist vielleicht nicht optimal, aber momentan eben nötig.“
Was sich quasi eins zu eins auf die Wintervorbereitung übertragen lässt. Am 11. Januar steigt das Team wieder ein, ein Trainingslager ist der knappen Kasse zum Opfer gefallen. Immerhin stehen bereits die ersten Testspielgegner - noch ohne Termin - fest. RWE wird gegen SV Zweckel, SW Wattenscheid (beide Landesliga), Borussia Dortmund II (3. Liga) und den KFC Uerdingen (Niederrheinliga) mit Topstar Ailton testen.