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Die Klasse von 2005
70 von 300 Talenten packten den Sprung

Die Klasse von 2005: Wer hat es gepackt?

In der Saison 2004/05 machten sich 300 Talente in der U19-Bundesliga auf, sich für die Profis zu empfehlen. Fünf Jahre später haben 70 den Sprung geschafft.

RS betrachtete den Werdegang der Jungspunde und listet auf, wo sich der Traum vom großen Sport erfüllte und wo er jäh zerbrach.

Von Rot-Weiss Essen nach Elversberg: Für Haluk Türkeri hat sich der Traum vom Profifußball noch nicht erfüllt (Foto: firo).

Am Anfang der Betrachtungen steht der VfL Bochum, der in dieser Spielzeit das Maß aller Dinge im Westen darstellte und sich erst im Finale um die Deutsche Meisterschaft dem VfB Stuttgart geschlagen geben musste. Ein Sextett schaffte es in den Profibereich, darunter drei bis in die Bundesliga. Und sie alle kicken noch heute bei den Blau-Weißen: Dennis Grote hatte sich zwischenzeitlich schon einen Stammplatz erkämpft, ist mittlerweile aber eher ein Edeljoker. Torwart Andreas Luthe profitierte unlängst von einer Verletzung des Stammkeepers Philipp Heerwagen und rechtfertigte das Vertrauen der Verantwortlichen. Derweil bewies Patrick Fabian bereits in der Vergangenheit, dass auf ihn bei Personalproblemen in der Innenverteidigung immer Verlass ist.

Doch ausgerechnet Toptorjäger Haluk Türkeri schaffte nicht den Sprung nach ganz oben und verdient nach gescheiterten Anläufen beim Karlsruher SC und Rot-Weiss Essen mittlerweile in Elversberg seine Brötchen. Und die Blau-Weißen liefern noch ein Negativbeispiel: Lucas Oppermann, zwischenzeitlich Mitglied des damaligen Zweitligakaders und offensichtlich hoch veranlagt, hat sich selbst immer wieder ein Bein gestellt. Erst trennte sich der WSV Borussia aufgrund von Differenzen von ihm, nun vollzog Drittliga-Aufsteiger Heidenheim denselben Schritt.

VfL Bochums Keeper Andreas Luthe schnupperte in dieser Saison Bundesligaluft (Foto: firo).

Eher ernüchternd verlief auch die bisherige Laufbahn von Tevfik Köse. Der Leverkusener Angreifer wurde noch 2005 als Supertalent gepriesen, nachdem er die türkische U17-Nationalmannschaft mit sechs Treffern zum EM-Titel ballerte. Im Seniorenbereich kam er bislang aber lediglich zu 13 Süper-Lig-Einsätzen für Ankaraspor und Kayserispor und kickt seit dieser Saison wieder für Bayers Zweitvertretung.

Auch Denis Omerbegovics Karriereverlauf weist einen Knick auf. Zwischen 2004 und 2006 kam er auf zwölf Zweitliga-Einsätze für Ahlen, mittlerweile landete über den Umweg Dortmund II aber wie Türkeri nur im viertklassigen Elversberg.

Das ist immer noch mehr, als der damalige Düsseldorfer Oliver Rademacher geschafft hat. Eine zeitlang durfte er mit den Duisburger Profis bei Hallenturnieren auftreten. Heute spielt er bei Jahn Hiesfeld. Ähnliche Beispiele gibt es zuhauf: Ahlens Adnan Okic kickt inzwischen bei Westfalia Rhynern II, der einstige RWE-Keeper Patrick Dahmen landete bei Rot-Weiß Cuxhaven. Andere wie Manuel Glowacz durften zumindest für 90 Minuten Profiluft schnuppern. Mit Germania Windeck musste sich der Ex-Fortune den Schalkern im DFB-Pokal allerdings mit 0:4 geschlagen geben.

Patrick Njambe musste seine Karriere schon beenden (Foto: firo).

Diese Chance wird sich Franck Patrick Njambe leider nicht mehr bieten. Der frühere kamerunische Jugendnationalspieler liefert die traurigste Geschichte des Jahrgangs: Nach zwei Bundesliga-Einsätzen für den BVB musste er seine Karriere wegen chronischen Herzproblemen frühzeitig beenden.

Somit ist ihm eine große Karriere verwehrt geblieben, wie sie Schalkes Manuel Neuer und Leverkusens Gonzalo Castro hingelegt haben. Und noch weitere Akteure sammelten bereits internationale Meriten: Kölns Adil Chihi ist marokkanischer Nationalspieler, Leverkusens Assimiou Touré durfte bei der WM 2006 zwei Mal für Togo ran.

Eine bemerkenswerte Karriere hat auch Moritz Stehling hingelegt. Der frühere Aachener machte seinen Weg über Roda Kerkrade II, den belgischen Klub RFC Union La Calamine und Fortuna Sittard nach Estland, wo er seit dieser Saison das Tor des Erstligisten JK Tammeka hütet.

Er machte den großen Sprung: Schalkes Nummer eins Manuel Neuer (Foto: firo).

Dabei hat sich doch eigentlich Borussia B.M'gladbach als internationale Ausbildungsstätte verdient gemacht. Engin Cicem kickt heute in der Türkei bei Düzcespor, Steven Jacobs kehrte nach Belgien zurück und ist bei KSK Beveren beschäftigt, Dennis Kempe zog es zum FC Vaduz in Liechtenstein und Damian Raczka verdingt sich bei Lokomotiv Mezdra in Bulgarien. Ein anderes Ex-„Fohlen“ ist derweil so richtig auf der Sonnenseite angekommen: Costa Mitroglou schaffte den Sprung vom MSV Duisburg über B.M'gladbach, wo er Torschützenkönig der U19-Bundesliga wurde, in die Champions League. Bei Olympiakos Piräus kommt er in seinem dritten Jahr immerhin auf regelmäßige Jokereinsätze und durfte in dieser Saison sogar schon einige Minuten im Match bei Arsenal London ran.

Der frühere Kölner Denis Epstein ist Stammspieler beim Ligakonkurrenten Thessaloniki, und zwei Ex-Essener haben es zu einem noch namhafteren Klub als Mitroglou geschafft: Während Serkan Calik schon seit über einem Jahr auf seinen nächsten Pflichtspieleinsatz in Galatasaray Istanbuls erster Mannschaft wartet, hat Baris Özbek unter Neu-Coach Frank Rijkaard seinen Stammplatz verloren. Dennoch weckt das Duo bei nicht wenigen Profiklubs Begehrlichkeiten.

Noch treffen die beiden auf viele ehemalige Weggefährten aus der U19-Bundesliga. Während einige schon wieder enttäuscht zurückgekehrt sind, hat sich Nizamettin Caliskan langsam nach vorne gearbeitet. Der frühere Dortmunder hat sich in seinem vierten Jahr bei Manisaspor zum Stammspieler entwickelt und durfte im vergangenen Sommer den Aufstieg in die Süper Lig feiern.

Max Eberl ist inzwischen als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach tätig (Foto: firo).

Während die drei kleinsten Klubs Bonner SC, Fortuna Düsseldorf und SG Wattenscheid 09 nicht einen einzigen Kicker herausbrachten, schafften es anderswo sogar die Verantwortlichen nach oben. BVB-Coach Theo Schneider feierte mit der Dortmunder Reserve jüngst den Aufstieg in die 3. Liga. Kölns Linienchef Frank Schäfer stieg in der Saison 2006/07 kurzzeitig zum Co-Trainer der Profis auf, ist seit dem 1. Juli 2007 aber nur noch für die Zweitvertretung verantwortlich.

Den größten Sprung unter den Funktionären hat zweifellos B.M'gladbachs Max Eberl gemacht. Bis Oktober 2008 wirkte er als Leiter der Nachwuchsabteilung, ehe er zum Sportdirektor der Borussen aufgestiegen ist. Und auch Helmut Schulte ist zurück im Profigeschäft. Der ehemalige Sportliche Leiter des Schalker Nachwuchses ist momentan als Geschäftsführer Sport beim FC St. Pauli tätig.

Man sieht: Die U19-Bundesliga West hat sich auf allen Ebenen zu einem Sprungbrett entwickelt. Doch auch die anderen Staffeln haben bereits einige Stars ausgebildet: Kevin Boateng (heute FC Portsmouth) und Patrick Ebert bei Hertha BSC Berlin, Jan Rosenthal (Hannover 96), Mergim Mavraj (Darmstadt 98/heute VfL Bochum), Dennis Aogo (SC Freiburg/Hamburger SV) und Fabian Johnson (1860 München/VfL Wolfsburg) haben sich in der Bundesliga etabliert. Den Vogel hat aber der Deutsche A-Juniorenmeister von 2005 abgeschossen: Der VfB Stuttgart brachte mit Andreas Beck, Serdar Tasci und Sami Khedira gleich drei A-Nationalspieler hervor. Ob dieser Jahrgang eine Ausnahme oder doch eher die Regel war, wird sich noch zeigen. Sicher ist nur: RevierSport wird auch in den kommenden Saisons die Jungspunde und ihre Karriereverläufe genau unter die Lupe nehmen.

Auf Seite 2: Wer hat es in den Profibereich geschafft? Die große Übersicht

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