Sascha Mölders' bizarrer Auftritt vor den Pressevertretern warf mehr Fragen auf als er beantwortete: "So eine erste Halbzeit liegt daran, dass wir einfach scheiße sind", ätzte der Goalgetter wiederholt. Auf Nachfrage verwies der 24-Jährige auf Leute die mehr dazu sagen können als Trainer und Mannschaft.
Was den Goalgetter zu seinem krypitischen Statement bewog, wurde wenig später klar: Claus-Werner Genge war nach der ersten Halbzeit der Kragen geplatzt. Das Aufsichtsratsmitglied ist nach dem miserablen ersten Durchgang der Partie gegen Bochum II in die Kabine gegangen und hat seinem Ärger Luft gemacht: "Das kann ich bestätigen, ich war nicht mehr zurückzuhalten", sagt Genge. Zwar entschuldige er sich dafür, verbal übers Ziel hinausgeschossen zu sein, inhaltlich bekräftigt er jedoch die Kritik, die sich die Mannschaft anhören musste: "Ich habe gesagt, dass sie drauf und dran sind, die Fans zu vergraulen und das Stadion zu verspielen." Immerhin war Lars Martin Klieve, neuer Kämmerer der Stadt Essen, selbst vor Ort. "Und dann wird so ein Stuss abgeliefert!", faucht der ansonsten als stets besonnen und reflektiert geltende Genge.
Uwe Erkenbrecher (Foto: mmb).
Der räumt zwar ein, dass seine Aktion vor allem bei RWE-Trainer Uwe Erkenbrecher auf wenig Gegenliebe gestoßen sei, doch das wolle er mit dem Coach persönlich aus der Welt schaffen. "Ich weiß, dass mir das nicht zusteht. Aber ich bin nicht nur Aufsichtsratsmitglied, sondern auch Fußballfan. So etwas habe ich in 13 Jahren noch nie gemacht, doch in der Halbzeit habe ich mich mit Dr. Thomas Hermes (Finanz-Geschäftsführer, d. Red.) abgestimmt und er meinte auch, dass das eine gute Idee sei."
Zweifelsfrei belegen lässt sich der positive Effekt seiner Brandrede freilich nicht. Wer möchte, wird in der Leistung der zweiten Halbzeit aber durchaus eine Reaktion erkennen. "Das war völlig in Ordnung", hält auch Genge fest. Von weiteren Brandreden wird er aber absehen: "Das kann man nur ein Mal machen und diesmal musste es einfach sein, sonst hätte ich mir eine Magenkolik zugezogen oder wäre geplatzt. Irgendwann kommt man nur mit Diplomatie und Ei-Ei-Ei-Politik nicht mehr wieter." Erkenbrecher mochte sich zu der Angelegenheit indes nicht äußern.
